Lange Ohren und Mehlmaul

Esel1 Wer weiß, ob es überhaupt jemandem aufgefallen ist. Das Eselfoto rechts oben im Seitenbalken  ist neu. Vor einigen Tagen entdeckte ich während unserer üblichen Walkingrunde zwei dieser schönen Grautiere friedlich zwischen den Pferden auf Schmitz‘ Wiese im Hinkesforst. Sie sahen aus wie Mutter und Jungtier. Friedlich grasend stand die Mutter am Zaun und ließ sich auch von meiner Mitwalkerin nicht stören, als diese mit ihrem Stock leicht an die Absperrung klopfte und nach Luise rief. So hatte sie die Eseldame, wir sind allerdings nicht ganz sicher, dass es eine ist, spontan getauft.
Wie viele andere Esel auch, haben diese beiden ein eher graues leicht scheckiges Fell. Der „Aalstrich“ auf dem Rücken und das Schulterkreuz der Fellzeichnung sind ein klassisches Merkmal. Das Mehlmaul, ein weißer Rand ums Maul, ist ebenfalls typisch. Einen Hinweis auf ihr empfindliches Gehör geben die langen und sehr beweglichen Ohren. Damit loten sie erst einmal die Geräuschquelle aus, bevor sie reagieren. Deshalb werden sie oft auch für stur gehalten, da sie bei Gefahr ruhig bleiben und nicht wie die Pferde dem Fluchtinstinkt nachgeben. Dünne staksige Beine und eine schlanke Gestalt sind ein weiteres Kennzeichen der Esel, wenn sie nicht überfüttert werden. Seine hohen Hufe verschaffen ihm auf harten und trockenen Böden eine gute Trittsicherheit.
Der Hausesel ist inzwischen weltweit verbreitet.  Ursprünglich kommen die Wildtiere aber aus der Steppe Afrikas. Das erklärt ihre Genügsamkeit, denn mit Hitze und Trockenheit kommen sie gut zurecht und auch was ihr Futter anbelangt, sind sie recht anspruchslos.
Domestiziert wurden die Esel vor ungefähr vier- bis füntausend Jahren wahrscheinlich erstmals im alten Ägypten. Dennoch halten sich bis in die heutige Zeit die Vorurteile, dass der Esel dumm, störrisch und faul sei. In Wahrheit sind Esel aber klug und gutmütig. Bei richtiger Behandlung sind sie treue und zuverlässige Gefährten, denn sie haben gerne Kontakt mit anderen Lebewesen. Diese Eigenschaften werden heute auch in der Psychotherapie geschätzt und können in unseren Breitengraden die Delfintherapie häufig ersetzen.
Meinen Spitznamen habe ich ja, wie schon erwähnt, wegen der grauen Haare erhalten. Aber auch sonst treffen einige, nicht alle, Merkmale des Esels auf mich zu. Besonders lang sind meine Ohren nicht, aber ich kann recht gut hören und bin teilweise auch recht geräuschempfindlich. Das berrühmte Mehlmaul, ich muss es gestehen, habe ich auch ab und an. Und zwar immer dann, wenn ich mit viel Genuss eine riesengroße Tasse Milchkaffee schlürfe oder einen richtig schönen Schlag Sahne auf einem Stück Kuchen vor mir habe.
Stur bin ich sicherlich auch gelegentlich, aber bei Gefahr werde ich meistens eher ruhig und handle überlegt, bevor ich dann am Ende, wenn alles vorbei ist, zusammenklappe. Nun geht es an die Figur! Staksig und dünn sind meine Beine auf keinen Fall und schlank bin ich auch nicht mehr wirklich. Das liegt wohl an der zeitweisen Überfütterung bei zahlreichen Einladungen, Kochversuchen und Einkaufstouren in entsprechenden Läden. Was die Genügsamkeit anbelangt habe ich so meine Zweifel, denn ich esse wahnsinnig gerne und auch fast alles. Sowohl Kühl- als auch „Schlickerschrank“ sind meistens gut gefüllt, für den Fall des kleinen Hungers.
Wie die Esel auch, habe ich gerne Kontakt zu anderen Menschen und wenn ich fair behandelt werde, bin ich auch eine recht treue und zuverlässige Gefährtin. Die Delfintherapie könnte ich aber sicher nicht ersetzen. Ich habe es allerdings auch noch nie versucht.
Der langen Rede kurzer Sinn ist jedoch, dass mir mein Spitzname inzwischen ganz gut gefällt und mir die Esel immer mehr ans Herz wachsen.

 

 

 

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